Mögliche Verbindungen zwischen Leichtathletikweltverband und russischen Dopingfällen

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Mögliche Verbindungen zwischen Leichtathletikweltverband und russischen Dopingfällen

Die beim WDR angesiedelte ARD-Dopingredaktion veröffentlicht im WDR-Magazin »Sport Inside« weitere Details zum offenbaren russischen Dopingsystem, das bereits Gegenstand der ARD-Dokumentation „Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht“ und Thema in der ARD-Sportschau war.

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© WDR

In einer verdeckt aufgezeichneten Videoaufnahme ist - wie in der »Sportschau« am Sonntag gezeigt - eine Dopingkontrolle der zurzeit gesperrten russischen 800-Meter-Läuferin Yuliya Stepanova zu sehen. Bei dieser Kontrolle wurden alle maßgeblichen internationalen Standards verletzt, da diese sowohl zuvor telefonisch angekündigt wurde als auch die Sportlerin nicht zur Abgabe der Urinprobe auf die Toilette begleitet wurde. Die Firma IDTM, in deren Auftrag die Kontrolleurin die Probe genommen hatte, betonte, alle Kontrolleure regelmäßig zu unterrichten und die Vorwürfe nun umgehend zu prüfen.

In einer weiteren verdeckten Aufnahme spricht die 800-Meter-Bronzemedaillen-Gewinnerin der Olympischen Spiele von London 2012, Ekaterina Poistogova, über die Einnahme verbotener Substanzen, etwa des Anabolikums Oxandrolon. Gegenüber dem WDR äußerte sich die Sportlerin auf Anfrage nicht.

Zudem wird erstmals eine Verbindung zwischen denen in der ARD-Dokumentation „Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht“ berichteten Zahlungen der russischen Marathonläuferin Lillya Shobukhova und dem Umfeld des Leichtathletikweltverbandes IAAF aufgezeigt. Die Zahlungen in Höhe von 450.000 Euro hatte Shobukhova nach eigener Aussage an einen russischen Verbandstrainer geleistet, um sich so den Olympiastart in London 2012 zu erkaufen. Erst im April dieses Jahres wurde Shobukhova auf Grundlage von in den Jahren 2009 bis 2011 genommenen Blutwerten gesperrt. Shobukhova gab gegenüber dem WDR an, dass es daraufhin zu einer Rückzahlung von 300.000 Euro an sie gekommen sei. Die ARD-Dokumentation zeigte, dass diese Summe offensichtlich mit Wissen des russischen Leichtathletikverbandspräsidenten Valentin Balakhnichev über die Firma „Black Tidings“ in Singapur geflossen ist. Diese wurde kurz nach der Zahlung liquidiert. Konkrete Fragen zu diesem Vorgang beantwortete Balakhnichev nicht.

Nun bestätigt die IAAF neue WDR-Recherchen, nach denen der Geschäftsinhaber der ehemaligen Firma „Black Tidings“ aus Singapur auch Geschäftspartner von Massata Papa Diack ist, einem IAAF-Berater und Sohn des IAAF-Präsidenten Lamine Diack. Massata Papa Diack bestätigte dem WDR ebenfalls, dem Inhaber der ehemaligen Firma „Black Tidings“ geschäftlich verbunden zu sein, etwa in gemeinsamer Beratung des Leichtathletikweltverbandes. Der Firma „Black Tidings“ selbst sei er aber weder als Partner noch in beratender Funktion verbunden. Die IAAF hat bereits reagiert und angekündigt, auch diese Verbindung von der eigenen Ethikkommission prüfen zu lassen.

Stand: 08.12.2014, 14.00 Uhr