Umfrage an NRW-Schulen: Ohne private Nachhilfe geht nichts
WDR-Sendung „Könnes kämpft“
Umfrage an NRW-Schulen: Ohne private Nachhilfe geht nichts
Knapp die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler in NRW nimmt oder hat bereits einmal Nachhilfe genommen, ergab eine WDR-Umfrage von Dieter Könnes an sechs NRW-Schulen. Private Nachhilfeinstitute übernehmen dabei zunehmend schulische Aufgaben.

Dieter Könnes
© WDR/Probono TV
Der stetig wachsende Nachhilfemarkt in NRW ist so lukrativ, dass die beiden größten Institute bereits von Finanzinvestoren aufgekauft wurden. NRW-Ministerin Löhrmann sieht hier die Schulen in der Verantwortung: „Gute Schulen sollten es leisten, dass die Begleitung und Unterstützung in den Schulen geleistet werden kann." 1,5 Mrd. Euro beträgt der Jahresumsatz der Nachhilfeindustrie in Deutschland. Laut einer Bertelsmann-Studie nimmt jeder vierte Schüler während seiner Schulzeit mindestens einmal privat bezahlten Nachhilfeunterricht in Anspruch. Eine Umfrage von Dieter Könnes an sechs Schulen in NRW (Köln, Kempen, Viersen, Dortmund, Solingen und Mönchengladbach) mit knapp 2500 Schülerinnen und Schülern hat sogar ergeben, dass fast die Hälfte Nachhilfe nimmt oder schon mal genommen hat (WDR Fernsehen, 26. Mai 2014, 20.15 bis 21.00 Uhr).
Wie kommt es, dass schulische Förderung, die eigentlich Aufgabe des Staates sein sollte, zunehmend von privaten Nachhilfeinstituten geleistet wird? Durch viele Schulreformen verunsicherte Eltern kaufen ihren Kindern privat Bildung, damit sie dem größer werdenden Druck in der Schule gewachsen sind. Davon profitieren insbesondere die beiden großen Nachhilfeinstitute Studienkreis und Schülerhilfe, die fast ein Drittel des Nachhilfemarktes in Deutschland besetzen und inzwischen von Finanzinvestoren aufgekauft wurden. Mit Nachhilfe lässt sich offensichtlich gut Geld verdienen. Um ein Nachhilfeinstitut als Franchise-Nehmer zu eröffnen, muss man keine einschlägige fachliche oder gar pädagogische Ausbildung vorweisen, auch die angestellten Nachhilfe-Lehrer sind in der Regel keine Fachkräfte. Auch findet keine staatliche Regulierung und Kontrolle statt. Quasi staatlich subventioniert wird der Nachhilfemarkt in NRW aber durch das Bildungs- und Teilhabepaket, aus dem im Jahre 2013 rund 14,7 Millionen Euro für private Nachhilfe abgerufen wurden.
Dieter Könnes hat NRW-Bildungsministerin Löhrmann mit diesen Fakten konfrontiert. Grundsätzlich hält sie die Förderung für eine Aufgabe der Schulen.„Gute Schulen sollten es leisten, dass die Begleitung und Unterstützung in den Schulen geleistet werden kann." Sie hält es aber nicht für notwendig, den Nachhilfemarkt zu regulieren: "Ich greife natürlich nicht ein, wenn Eltern sagen, ich will eine Unterstützung haben, dann bekämpfe ich jetzt nicht den Nachhilfemarkt."
Redaktion: Irmela Hannover / Jörg Gaensel
Stand: 23.05.2014, 10.30 Uhr