Heimatabend Düsseldorf

WDR-Dokumentation

Heimatabend Düsseldorf

"Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön, und wenn man hier geboren ist und aus der Ferne an sie denkt, wird einem ganz wunderlich zu Mute“, schrieb einer der berühmtesten Söhne der Stadt, Heinrich Heine.

Heimatabend Düsseldorf

Düsseldorf - die Altstadt mit Rheinuferpromenade, Fernsehturm und Rhein.
© WDR/Zanettin

Zuhause fühlen sich die meisten Düsseldorfer in ihrer Heimatstadt, weil sie zugleich eine moderne Großstadt und trotzdem überschaubar ist. Provinz- und Weltstadt in einem. Eine selbstbewusste Diva, die oben Gucci und unten Gummistiefel trägt.

Düsseldorf gibt sich immer schon gerne selbstbewusst und international, scheut nicht etwa den Vergleich zu Paris und anderen Metropolen. Gleichzeitig liebt man die Schützenfeste und den Karneval, das Altbier und den Sauerbraten. Nicht umsonst trägt die Stadt auch das Dörfliche in ihrem Namen. So recht festnageln lassen auf einen einzigen Charakterzug mag sie sich noch lange nicht. So ist die Landeshauptstadt ganz nebenbei noch Kunst- und Modestadt, Messestadt und Gartenstadt, Börsenplatz, Drehkreuz des Westens und vor allem auch Verwaltungssitz vieler großer Unternehmen. Schon die traditionellen Radschläger, die für „eene Penning“ ihre Kunststücke in der Altstadt oder auf der Kö darboten, hatten schnell erkannt: auf die Perspektive kommt es an und mit den Füßen gen Himmel sieht die Stadt gleich noch viel schöner aus.

Am schönsten ist es für viele Düsseldorfer auf der Königsallee, die sie liebevoll und mit ungewohntem Understatement „Kö“ nennen. Auf Düsseldorfs Prachtmeile trug man schon den Pariser Chic zur Schau, als alle anderen noch im biederen 1950er-Jahre-Look unterwegs waren. Sie galt als schönster Laufsteg des Wirtschaftswunders. Kein Wunder, dass die Düsseldorfer ihre Kö gerne mit den Champs Elysées verglichen - völlig ohne Ironie übrigens. Die Kö ist auch heute noch mehr als nur ein Einkaufsparadies: sie ist Flaniermeile, Laufsteg, Treffpunkt der Reichen und Schönen. Kaum eine andere deutsche Adresse verzeichnet so viele Schönheitschirurgen wie sie, und selbst die gut frisierten Yorkshire-Terrier tragen mehr Markenartikel am Körper als manch anderer Rheinländer.

Kein Wunder, dass Düsseldorf schnell als Hauptstadt des Chi-Chi verlacht wurde. Man habe den Düsseldorfer immer mit dem „Lackschuh“ gleich gesetzt, ärgert sich Karnevalist Herrmann Schmitz. Dabei habe seine Heimatstadt doch immer auch viele andere Seiten gehabt. „Es gehört zum Klischee und zum Vorurteil, dass Düsseldorf oberflächlich, wohlstandsorientiert und langweilig ist“, empört sich Jacques Tilly. „Aber das ist nicht das Düsseldorf, das ich kenne.“

Düsseldorf war nie nur die Metropole des Chi-Chi, sondern auch immer eine Arbeiterstadt. Rund um die Stadt lag ein dichter Industriegürtel. Henkel, Mannesmann und Thyssen-Krupp haben oder hatten hier ihre Firmensitze. Vielleicht war und ist es gerade diese krude Mischung aus Chic und Industrie, Eleganz und Bodenständigem, die Düsseldorf von anderen Städten unterscheidet.

Und noch eines scheint Düsseldorf von anderen Städten zu unterscheiden: In Düsseldorf seien „viele Gedanken aufgegangen“, glaubt Bettina Böttinger, die mitten in der Innenstadt aufwuchs. Es habe immer viele Ideen und viel kreative Unruhe gegeben. Und noch wichtiger: Viele dieser Ideen und Pläne wurden in die Tat umgesetzt. Als die Mode 1949 an den Rhein kam, wurde gleichzeitig an einem gut funktionierenden Verkehrsnetz gebaut. Vom Flughafen aus konnte man ab 1959 in alle Welt fliegen. Und die Düsseldorfer Börse entwickelte sich zum umsatzstärksten deutschen Handelsplatz.

„Heimatabend Düsseldorf“ nimmt den Zuschauer mit auf eine rasante Zeitreise durch die Stadt. Über Königsallee und „Tausendfüßler“, vorbei an Schauspiel- und Dreischeibenhaus, den Sinnbildern der modernen Nachkriegsarchitektur. Ein kurzer Zwischenstopp auf ein Altbier in der Altstadt, und weiter geht’s zu einem „karnevalistischen Modetee“ im Rahmen der Igedo. Ausgehend von den unmittelbaren Nachkriegsjahren erzählt der Film mithilfe vieler persönlicher Erinnerungen die Geschichte der Landeshauptstadt bis in die 1990er Jahre, als mit dem Neubau des Landtagsgebäudes der Umbau der Stadt vorläufig abgeschlossen war.

Dabei wird schnell klar: Düsseldorf ist nicht nur eine Stadt, die gut „funktioniert“, sondern auch eine Stadt der ungezählten Lieblingsorte. Die Düsseldorfer schimpfen nicht auf ihre Stadt wie die Kölner. Sie sind nicht ganz so stolz wie die Bonner, aber sie wissen die Vorteile ihrer Heimat durchaus zu genießen. „Eine Stadt am Strom hat sowieso immer einen besonderen Charakter“, meint Marlies Smeets, die ehemalige Oberbürgermeisterin. Karnevalist Herrmann Schmitz liebt seine Stadt immer dann am meisten, wenn er aus dem Urlaub zurück kommt: „Wenn du über die Brücke fährst und das Panorama siehst, dann denkst du: „Och, is dat schön!“

Mit den Düsseldorfern: Bettina Böttinger, Claus Franzen, Wulf Metzmacher, Hermann Schmitz, Marlies Smeets, Jacques Tilly, Udo van Meeteren, Ruth Willigalla.
Ein Film von Ulrike Brincker
Sprecher: Jan Weiler

Redaktion: Christiane Hinz

Stand: 10.10.2013, 09.00 Uhr