„Wir programmieren nicht auf Teufel komm raus auf Quote“

„Wir programmieren nicht auf Teufel komm raus auf Quote“

Fünf Jahre ONE. Programmchef Ingmar Cario freut sich zum Jubiläum über ordentliche Marktanteile und den besten aller Fernsehpreise.

Fünf Jahre ONE. Was gibt es zu feiern?

Es gibt eine kleine Erfolgsgeschichte zu feiern. Vor fünf Jahren hat mein Vorgänger Helfried Spitra zusammen mit der damaligen Abteilungsleiterin Karin Sarholz den Neustart gewagt. Aus Einsfestival wurde ONE. Was deutlich griffiger klingt. Damit verbunden war aber auch eine Profil-Schärfung des Senders. Bis 2016 war ONE eine Art Gemischtwarenladen mit Magazinen, Dokus, Festivals, Unterhaltung und Fiction. Das neue Profil konzentriert sich vor allem auf hochwertige Fiction und Unterhaltung.

Hat sich das in Zahlen bemerkbar gemacht?

ONE ist 2016 gestartet mit einem Marktanteil im Linearen von 0,4 Prozent, jetzt im ersten Halbjahr 2021 haben wir ein Prozent erreicht. Damals zum Neustart wünschte sich Helfried Spitra, dass wir eines Tages die eins Komma null schaffen. Dass das jetzt geklappt hat, freut mich sehr. Ein Prozent ist für einen Spartenkanal ein sehr ordentliches Ergebnis. Das ist das Verdienst einer kleinen aber sehr engagierten Redaktion, die viel Mühe und Arbeit investiert. Dahinter stehen eine kluge Planung, gute Ankäufe von Lizenzproduktionen und eine intelligente Programmierung.

Wie macht sich ONE in der Mediathek?

ONE ist inzwischen ein ganz wichtiger Pfeiler der ARD Mediathek und gehört oft zu den erfolgreichsten Channels. Vom ersten Halbjahr 2019 bis zum ersten Halbjahr 2021 haben sich die Abrufzahlen verfünffacht. Das ist mir wichtig, dass wir diesen Erfolg haben, weil wir wissen, dass im Digitalen die Zukunft liegt.

Was wünschen Sie sich zum Jubiläum?

Erstmal: Es freut mich sehr, das ONE just zum fünften Geburtstag seinen ersten Grimme-Preis bekommen hat. Das ist für so einen kleinen Sender schon etwas Besonderes. „Parlament“, eine 10-teilige Polit-Satire Serie, die wir mit einem belgischen und einem französischen Sender koproduziert haben, wurde in der Sparte „Fiktion“ ausgezeichnet. Ansonsten wünsche ich mir natürlich, dass wir das, was wir im Linearen erreicht haben, bestätigen können und der digitale Erfolg noch größer wird. Wir müssen mit verhältnismäßig wenig Geld möglichst viel machen, das ist eine sportliche Herausforderung.

Was ist denn für ONE eine gute Investition?

Wir haben mit „Bauerfeind – Die Show zur Frau“ eine Eigenproduktion, die mir sehr wichtig ist. Ein sehr kluges Late Night und Talk Format mit einer besonderen und populären Moderatorin, die auf eine sehr unkonventionelle Art mit ihren Gästen spricht. In diesem Herbst produzieren wir zwölf Ausgaben statt sechs, das hat dann noch mal eine andere Sichtbarkeit. Wir wollen aber auch immer wieder Dinge ausprobieren. Das ist jetzt in diesem Jahr ein Comedy-Pilot mit ausschließlich weiblichen Comedians.

Welche Sendungen auf ONE bringen Quote?

„Agatha Christies Marple“ und „Agatha Christies Poirot“ zum Beispiel. Die werden auch häufig abgerufen in der Mediathek, gehören dort zu den Top-Produktionen. In der Mediathek sehr erfolgreich war im vergangenen Jahr auch eine Mini-Serie mit dem plakativen Titel „Sex“. Die hat Abrufe im Millionenbereich generiert. Übrigens nicht nur wegen des Titels, sondern wegen der Qualität. Wir programmieren aber im Linearen nicht auf Teufel komm raus auf Quote, dann gäbe es täglich um 20:15 Uhr einen Krimi. Wir versuchen eine gute, wertvolle Mischung anzubieten in der Prime-Time von Wiederholungen aus dem Ersten, vor allem Comedy, Krimi und Fernsehfilme, bis zu Serien-Formaten wie „Doctor Who“, die eine überschaubare, aber treue Fangemeinde haben.

Stand: 03.09.2021, 09.00 Uhr