Jeder zweite Deutsche hält Kampfpanzer-Entscheidung für richtig

ARD-DeutschlandTrend

Jeder zweite Deutsche hält Kampfpanzer-Entscheidung für richtig

© ddp/FlashPic

Die Entscheidung der Bundesregierung, Kampfpanzer wie etwa den Leopard-2 an die Ukraine zu liefern, ist nach Meinung von 52 Prozent der wahlberechtigten Deutschen richtig. Hingegen geben vier von zehn (39 Prozent) aktuell an, dass die Entscheidung ein Fehler war. Das hat eine repräsentative Umfrage von infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend unter 1.328 Wahlberechtigten von Montag bis Mittwoch dieser Woche ergeben. Die höchste Zustimmung bekommt die Entscheidung von Anhängerinnen und Anhängern der Grünen: 86 Prozent geben an, dass die Kampfpanzer-Entscheidung kein Fehler war. Unter Anhängerinnen und Anhängern der SPD sind es 70 Prozent, bei der CDU/CSU 65 Prozent. Unter FDP-Anhängerinnen und Anhängern halten die Kampfpanzer-Entscheidung eine leichte Mehrheit von 53 Prozent für einen Fehler, 43 Prozent für richtig. Unter Parteianhängerinnen und Parteianhängern der AfD ist die Entscheidung besonders umstritten: Nur 14 Prozent halten sie für richtig.

Dass die Bundesregierung nun 14 Leopard-Kampfpanzer an die Ukraine liefern will, hat jedoch offenbar das Lager derjenigen, die die Waffenlieferungen durch Deutschland kritisch sehen, ansteigen lassen: Gut drei von zehn (35 Prozent) geben aktuell an, dass die Unterstützung der Ukraine mit Waffen zu weit gehe. Damit ist dieser Wert im Vergleich zu Januar – vor der Entscheidung – um 9 Prozentpunkte angestiegen. Vier von zehn (44 Prozent, +3) empfinden die Unterstützung der Ukraine mit Waffen als angemessen. Das Lager derjenigen, die die Unterstützung der Ukraine mit Waffen bislang als nicht weit genug empfanden, ist hingegen um 10 Prozentpunkte gesunken: Aktuell geben dies 15 Prozent an, im Januar waren es noch 25.

Ebenso leicht gestiegen ist der Anteil derer, denen die diplomatischen Bemühungen zur Beendigung des Krieges nicht weit genug gehen: 58 Prozent (+ 6 im Vgl. zu Januar) geben dies an. Drei von zehn (30 Prozent, -4) geben hingegen an, dass die diplomatischen Bemühungen angemessen seien. Lediglich vier Prozent geben an, dass ihnen die diplomatischen Bemühungen zu weit gehen. Die Sanktionsmaßnahmen gegen Russland halten aktuell 37 Prozent für angemessen (+2), 38 Prozent gehen sie nicht weit genug (+3), 18 Prozent gehen sie aktuell zu weit (-1). Mit dem Kurs der Bundesregierung im Ukraine-Krieg insgesamt sind aktuell 36 Prozent zufrieden bzw. sehr zufrieden (-1 im Vgl. zu Oktober), 59 Prozent (+2) sind weniger bis gar nicht zufrieden.

Am Freitag will sich die EU in Kiew zu einem EU-Ukraine-Gipfel treffen. Dort will der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Beitritt seines Landes zur EU weiter vorantreiben. Selenskyj hatte bereits wenige Tage nach Kriegsbeginn im Februar 2022 ein EU-Beitrittsgesuch eingereicht. Dass die Ukraine langfristig in die EU aufgenommen werden sollte, halten aktuell 58 Prozent für richtig (- 5 im Vgl. zu März 2022), 31 Prozent stimmen dem eher nicht zu (+ 5 im Vgl. zu März 2022).

Die Ukraine sucht auch in der NATO Unterstützung durch den Westen. Im Oktober vergangenen Jahres hatte Selenskyj einen beschleunigten NATO-Beitritt beantragt. Dass die Ukraine langfristig auch in die NATO mit aufgenommen werden sollte, hält aktuell jeder zweite (51 Prozent) für richtig, 39 Prozent stimmen dem nicht zu. Diese Frage wurde ebenso 2014, nach der Annexion der Krim gestellt: Damals gaben im Dezember 26 Prozent an, dass die NATO die Ukraine in das Bündnis aufnehmen sollte.

Seit fast einem Jahr dauert der russische Angriffskrieg auf die Ukraine nun an. Darüber, dass Russland auch weitere Länder in Europa angreifen könnte, machen sich aktuell sechs von zehn Deutschen große bzw. sehr große Sorgen (60 Prozent, -9 im Vgl. zu März 2022). Etwa ebenso viele machen sich aktuell Sorgen darüber, dass Deutschland direkt in den Krieg hineingezogen werden könnte (59 Prozent, +3 im Vgl. zu Oktober). Darüber, dass sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland verschlechtern könnte, machen sich aktuell 68 Prozent Sorgen, im März 2022 waren es noch 64 Prozent. Um die Menschen in der Ukraine machen sich derzeit 82 Prozent sehr große bzw. große Sorgen (-7 im Vgl. zu März).



Befragungsdaten
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland
Fallzahl: 1.328 Befragte
Erhebungszeitraum: 30.01. bis 02.02.2023
Erhebungsverfahren: Zufallsbasierte Telefon- und Online-Befragung
Schwankungsbreite: 2* bis 3** Prozentpunkte
* bei einem Anteilswert von 10% ** bei einem Anteilswert von 50%

Die Fragen im Wortlaut:

Wie zufrieden sind Sie mit dem Kurs der Bundesregierung im Ukraine-Krieg?

Deutschland hat auf den russischen Einmarsch in die Ukraine mit verschiedenen Schritten reagiert. Geben Sie im Folgenden bitte jeweils an, ob diese Schritte angemessen sind, zu weit oder nicht weit genug gehen. Wie ist es mit der Unterstützung der Ukraine mit Waffen durch Deutschland, den Sanktions-Maßnahmen gegen Russland, den diplomatischen Bemühungen zur Beendigung des Krieges?

Machen Sie sich wegen des Krieges in der Ukraine sehr große Sorgen, große Sorgen, wenig oder gar keine Sorgen, um die Menschen in der Ukraine, dass sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland verschlechtert, dass Russland weitere Länder in Europa angreift, dass Deutschland direkt in den Krieg hineingezogen werden könnte?

Im Folgenden geht es weiter um die aktuelle außenpolitische Situation. Geben Sie bitte zu jeder der folgenden Aussagen an, ob Sie ihr zustimmen oder nicht.

Langfristig sollte die Ukraine in die EU aufgenommen werden.
Langfristig sollte die Ukraine in die NATO aufgenommen werden.
Die Entscheidung zur Lieferung von deutschen Kampfpanzern an die Ukraine war ein Fehler

Stand: 02.02.2023, 18.00 Uhr