Mehrheit der Deutschen empfindet Verhältnisse in Deutschland als ungerecht

ARD-DeutschlandTrend

Mehrheit der Deutschen empfindet Verhältnisse in Deutschland als ungerecht

© WDR/Adobe

Kurz nach dem Jahreswechsel sind die meisten Deutschen grundsätzlich zuversichtlich: 62 Prozent glauben, dass 2023 für sie persönlich ein eher gutes Jahr wird. Nur 23 Prozent glauben, dass das neue Jahr für sie ein eher schlechtes wird. Das hat eine repräsentative Umfrage von infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend unter 1.314 Wahlberechtigten von Montag bis Mittwoch dieser Woche ergeben.

Dieser grundsätzlich positive Blick ist allerdings abhängig vom monatlichen Einkommen: Unter den Menschen mit einem Haushalts-Nettoeinkommen von mehr als 3.500 Euro pro Monat gehen sieben von zehn (70 Prozent) davon aus, 2023 werde für sie persönlich eher ein gutes Jahr – und jeder Fünfte (20 Prozent) erwartet ein eher schlechtes Jahr. Bei Menschen mit geringerem Einkommen (unter 1.500 Euro) ist der Blick etwas nüchterner: 40 Prozent rechnen für sich persönlich mit einem eher guten Jahr, 45 Prozent erwarten hingegen ein eher schlechtes Jahr.

Der Blick auf die derzeitigen Verhältnisse in Deutschland ist insgesamt jedoch pessimistischer als der persönliche Blick auf 2023: Nur 36 Prozent der Wahlberechtigten finden, dass es in Deutschland alles in allem eher gerecht zugeht – eine Mehrheit von 58 Prozent gibt an, dass es ihrer Meinung nach eher ungerecht zugeht. Das sind 13 Prozentpunkte mehr als im September 2021, also noch vor dem Ukraine-Krieg und den folgenden Preissteigerungen, und markiert gleichzeitig einen Höchststand im ARD-DeutschlandTrend seit 13 Jahren. Unter Menschen mit einem Einkommen unter 1.500 Euro pro Monat empfinden sogar 73 Prozent, dass es eher ungerecht zugeht. Bei Menschen mit einem Einkommen über 3.500 Euro pro Monat sagen das immer noch 56 Prozent.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine rangiert in der Frage nach den wichtigsten Problemen, um die sich die deutsche Politik vordringlich kümmern muss, nach wie vor auf Platz 1 (24 Prozent). Insgesamt scheint sich die Problemwahrnehmung jedoch im Vergleich zu Juni 2022 etwas verändert zu haben: Damals sagten noch 37 Prozent, dass der Ukraine-Krieg eines der wichtigsten politischen Probleme sei – ein Minus von 13 Prozentpunkten also. Damals wurden als zweitwichtigstes Problem zudem Inflation und steigende Preise wahrgenommen, das heute jedoch mit 14 Prozent (-9) auf dem vierten Platz steht, hinter Energiepolitik (19 Prozent, +8) und Umwelt/Klima (17 Prozent, -5). Als fünftwichtigste Probleme werden aktuell Flucht und Zuwanderung (13 Prozent, +9) sowie soziale Ungerechtigkeit bzw. Armut (13 Prozent, -3) angegeben, gefolgt von Alterssicherung und Rente (8 Prozent, -2), Wirtschaft (8 Prozent, +/-0), dem Gesundheitswesen (7 Prozent, +4) und Politikverdrossenheit (7 Prozent, +2).


Befragungsdaten
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland
Fallzahl: 1.314 Befragte
Erhebungszeitraum: 02.01. bis 04.01.2023
Erhebungsverfahren: Zufallsbasierte Telefon- und Online-Befragung
Schwankungsbreite: 2* bis 3** Prozentpunkte
* bei einem Anteilswert von 10% ** bei einem Anteilswert von 50%

Die Fragen im Wortlaut:
Welches ist Ihrer Meinung nach das wichtigste politische Problem, um das sich die deutsche Politik vordringlich kümmern muss? Und welches ist das zweitwichtigste?
Wenn Sie an 2023 denken: Glauben Sie, dass 2023 für Sie persönlich alles in allem ein eher gutes Jahr oder eher ein schlechtes Jahr wird?
Finden Sie, dass es in Deutschland alles in allem eher gerecht oder eher ungerecht zugeht?

Stand: 05.01.2023, 18.00 Uhr