Gesundheitswesen: Deutliche Mehrheit der Deutschen votiert für Bürgerversicherung

ARD-Magazin MONITOR

Gesundheitswesen: Deutliche Mehrheit der Deutschen votiert für Bürgerversicherung

Bitte beachten Sie die Korrektur im letzten Absatz der Meldung:

Die Bundesregierung hat für 2022 beschlossen, den jährlichen Bundeszuschuss für die GKV von bisher 14,5 Mrd. Euro um sieben Milliarden Euro zu erhöhen.
(statt:...um sieben Milliarden Euro auf 14,5 Mrd. Euro... ).

Die Mehrheit der Deutschen befürwortet eine sogenannte Bürgerversicherung, mit der die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung auf eine breitere Basis gestellt würde. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von infratest dimap im Auftrag des ARD-Magazins MONITOR.

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© WDR

Laut der Umfrage fänden 69% der Befragten die Einführung einer Bürgerversicherung ,gut’ oder sogar ,sehr gut’. Bemerkenswert ist dabei, dass selbst unter den Anhängern von Union (68%) und FDP (62%) eine deutliche Mehrheit der Befragten die Einführung einer Bürgerversicherung befürwortet. SPD, Grüne und Linke sprechen sich in ihren Wahlprogrammen für eine Bürgerversicherung aus, Union und FDP sind dagegen. Sie wollen das bisherige System grundsätzlich beibehalten.

Die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gehört zu den großen Herausforderungen der nächsten Bundesregierung. Der DAK zufolge droht den Kassen bis 2025 ein Minus von 27,3 Milliarden Euro. „Wenn jetzt nicht gehandelt wird, droht den Versicherten schon 2023 der historisch größte Beitragssprung“, sagt DAK-Chef Andreas Storm. Grund seien u.a. die demografische Entwicklung und höhere Kosten der medizinischen Versorgung.

Das Konzept der Bürgerversicherung sieht vor, dass alle Bürgerinnen und Bürger einen bestimmten Anteil ihres Einkommens in eine gesetzliche Krankenversicherung einzahlen und Anspruch auf dieselben Leistungen haben. Auch Einnahmen aus Kapitalerträgen sowie Vermietung und Verpachtung würden ggf. zur Beitragsberechnung herangezogen. Aktuell können sich Selbstständige, Besserverdienende sowie Beamtinnen und Beamte stattdessen privat versichern. Studien zeigen, dass deren Einbeziehung in eine Bürgerversicherung zumindest für eine Übergangszeit die Finanzierungsprobleme der gesetzlichen Krankenversicherung entlasten und zu einer Senkung des Beitragssatzes führen könnte.

Die Finanzierungslücke bei der gesetzlichen Krankenversicherung ist zuletzt deutlich angewachsen. Die Bundesregierung hat für 2022 beschlossen, den jährlichen Bundeszuschuss für die GKV von bisher 14,5 Mrd. Euro um sieben Milliarden Euro zu erhöhen. Nach Ansicht des GKV-Spitzenverbands viel zu wenig: Damit der durchschnittliche Zusatzbeitrag von 1,3 Prozent stabil gehalten werden könne, seien für 2022 insgesamt 14 Milliarden zusätzliche Bundesmittel notwendig, so der Verband.

Befragungsdaten
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland
Fallzahl: 1.337 Befragte
Erhebungszeitraum: 30.08.2021 bis 01.09.2021
Erhebungsverfahren: Zufallsbasierte Telefon- und Online-Befragung
Schwankungsbreite: 2* bis 3** Prozentpunkte
*bei einem Anteilswert von 10% **bei einem Anteilswert von 50%

Die Frage zur Umfrage lautete wie folgt:

Um Leistungen der medizinischen Grundversorgung zu erhalten, sind die meisten Personen in Deutschland über die gesetzliche Krankenversicherung abgesichert. Selbständige, Beamte und sozialversicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer mit einem Jahresgehalt von mindestens 64.000 Euro können sich auch privat krankenversichern. Wie stehen Sie zur Einführung einer sogenannten Bürgerversicherung: Diese sieht vor, dass alle Bürgerinnen und Bürger einen bestimmten Anteil ihres Einkommens in eine Krankenversicherung einzahlen und Anspruch auf dieselben Leistungen haben? Fänden Sie dies ...

Sehr gut / gut / weniger gut / schlecht / weiß nicht / keine Angabe

Stand: 08.09.2021, 10.30 Uhr