Interview mit Ursina Lardi (Rolle Sonja)

Meeresleuchten

Interview mit Ursina Lardi (Rolle Sonja)

„Nichts wird sein wie früher, aber es gibt die Chance, dass die Beziehung diesen schrecklichen Verlust übersteht.“

Ursina Lardi
© WDR/KJ Entertainment/Lukas Salna

Was ist für Sie das Besondere an dieser Geschichte?

Der Film versucht zu zeigen, wie sehr Trauerarbeit etwas Individuelles ist, etwas Persönliches, das einen Menschen sehr von einem anderen unterscheidet. Wenn ein Paar sein Kind verliert, ist das eine große Belastung für die Beziehung, weil jeder seinen ganz eigenen Weg finden muss, seine Trauer zu verarbeiten. Eine Liebe, so groß sie auch ist, ist keine Garantie dafür, dass es dem Paar gelingt, diesen Verlust gemeinsam zu bewältigen. Eine Mutter, die ihr Kind verloren hat, hat mir einmal erzählt, sie fühle sich jetzt wie eine Behinderte. Etwas sei amputiert, sei weg, sie sei nicht mehr „ganz“. Dieses Gefühl werde niemals schwächer, bessere sich auch nicht oder gehe irgendwann vorbei, es sei immer präsent. Ich musste so etwas glücklicherweise nicht erleben, aber wenn man mit Betroffenen spricht, erzählen sie, dass es natürlich ein Leben danach gäbe, aber es sei eben ein anderes. Es werde nie wieder so sein, wie es vorher war.

Sonja Wintersperger, die Frau, die Sie spielen, geht völlig anders als ihr Mann mit dem Schmerz um. Sie fährt nach Hause, schüttet sich mit Arbeit zu und zeigt wenig Verständnis für das Verhalten ihres Mannes. Inwieweit konnten Sie diese Haltung nachvollziehen?

Ich finde nicht, dass sie wenig Verständnis für ihren Mann hat. Sie fühlt sich nur sehr allein gelassen, was ja auch stimmt, und sie verliert zwischendurch die Geduld. Ich glaube, eines der größten Probleme bei Schmerz – sei er nun körperlich oder seelisch – ist, dass er einen an die eigene Person zu ketten droht, dass man sich nur noch um sich selbst dreht und die Menschen um sich herum, auch jene, die man liebt und die einen brauchen, nicht mehr wahrnimmt.

Sonja und Thomas nähern sich im Laufe der Zeit wieder einander an. Vermittelt der Film insofern aus Ihrer Sicht etwas Tröstliches, etwas Hoffnungsvolles?

Ja, das denke ich. Dieses Paar könnte einen Weg finden. Nichts wird sein wie früher, aber es gibt die Chance, dass die Beziehung diesen schrecklichen Verlust übersteht.

Interview: Gitta Deutz

Stand: 05.01.2021, 14.00 Uhr