Interview mit WDR-Redakteurin Elke Kimmlinger

Meeresleuchten

Interview mit WDR-Redakteurin Elke Kimmlinger

„Der Reiz der Geschichte liegt darin, dass Wolfgang Panzer nicht alles zeigt, sondern mit Auslassungen teilweise ein bisschen elliptisch erzählt und nicht alles erklärt, sondern den Figuren ‚beim Leben‘ zuschaut.“

WDR-Redakteurin Elke Kimmlinger
© WDR/Simin Kianmehr

Was hatte Sie an dieser Geschichte interessiert?

Ich fand es schön, wie eine eigentlich traurige und dramatische Geschichte sehr leicht und warmherzig erzählt wird. Man folgt den Figuren mit viel Empathie und versteht sie, ohne dass in jeder Szene explizit gezeigt wird, dass sie traurig sind, und weiß trotzdem, worum es geht. Thomas Winterspergers Versuch, einen neuen Weg zu finden, um nach seinem Schicksalsschlag wieder mit dem Leben zurecht zu kommen, fand ich ganz wunderbar. Ich glaube, dass es nach einem dramatischen Lebenseinbruch eine Chance auf ein zweites Leben gibt. Aber es hat sicher etwas damit zu tun, wie offen man dem Leben entgegentritt. Es gibt auch Menschen, die das nicht können, die in ihrem Schmerz, in ihrer Trauer verharren. Und das ist ja gerade das Schöne an diesem Film. Er zeigt: Es kann ein Leben danach geben.

Was hat Sie an der Verfilmung von Wolfgang Panzer besonders angesprochen?

Wolfgang Panzer schildert keine großen stürmischen Gefühle, sondern kleine Alltagsgeschehnisse, so wie sie die meisten Menschen erleben, wenn sie so etwas Schreckliches erlebt haben. Der Reiz der Geschichte liegt darin, dass Panzer nicht alles zeigt, sondern mit Auslassungen teilweise ein bisschen elliptisch erzählt und nicht alles erklärt, sondern den Figuren „beim Leben“ zuschaut.

Was zeichnet Ulrich Tukur für die Rolle des Thomas aus?

Das hat sicher mit Ulrich Tukurs Art zu tun, seine Figur nicht groß, sondern eher klein zu spielen. Man begleitet Thomas gern auf dem Weg, wie er sein neues Leben annimmt, weil es eben nicht diesen großen Gefühlsstrom gibt, sondern Alltäglichkeit. Thomas hat dabei immer ein Lächeln in den Augen, selbst dann, wenn er sehr traurig ist. Das ist etwas, was einem Lebensmut gibt. Ulrich Tukur verkörpert diese Figur sehr gut.

Interview: Gitta Deutz

Stand: 05.01.2021, 14.00 Uhr