Interview mit Sibel Kekilli (Rolle Nina)

Meeresleuchten

Interview mit Sibel Kekilli (Rolle Nina)

„Wolfgang Panzer hat eine wunderbare Balance gefunden, diese traurige Geschichte nicht als reines Drama zu erzählen.“

Sibel Kekilli
© WDR/KJ Entertainment/Lukas Salna

Was ist Nina für eine Frau, wie würden Sie sie charakterisieren?

Nina hat etwas Flirrendes an sich und ist nicht richtig greifbar. Sie ist als Balletttänzerin viel in der Welt unterwegs, hat aber in Maalsund ihre Wurzeln und auch ihr Haus. Immer wieder kehrt sie von ihren internationalen Auftritten für ein paar Tage in dieses Dorf zurück, vor allem, um auch die Verbindung zur Großmutter zu halten, die dort lebt. Seit vielen Jahren schon fährt sie über Weihnachten zu ihr, um für sie den Baum zu schmücken. Zwar beschwert sie sich darüber regelmäßig, genießt aber gleichzeitig das Nachhausekommen, um ihre Großmutter und die Leute im Dorf wiederzusehen. Die Menschen gehören zu ihr und sie zu den Menschen dort, selbst wenn man ihr manchmal nicht das Gefühl gibt, wirklich willkommen zu sein, weil sie nicht der Norm entspricht, weil sie den Bewohnern dort etwas vorlebt, was sie vielleicht selbst gerne hätten, aber nicht können.

In Maalsund hat Nina nichts unter Kontrolle. Weder ihren nervenden Papagei noch ihren Hund, vor dem sie derart große Angst hat, dass sie sich noch nicht einmal traut, allein ihr Haus zu betreten. Trotzdem fühlt sie sich im Dorf zuhause. Und natürlich weiß sie schon vor ihrer Ankunft, was hier passiert ist, wer neu hinzugekommen ist, denn ihre Großmutter und auch Matti, ihre heimliche Liebe, haben es ihr bereits im Vorfeld geschrieben. Daher weiß sie auch schon vom Neuankömmling Thomas Wintersperger.

Diesem begegnet Nina fast so, als wären sie vertraute Bekannte. Was läuft da zwischen den beiden?

Zwischen Nina und Thomas Wintersperger gibt es keine wirkliche Liebesbeziehung, aber irgendetwas verbindet die beiden. Vielleicht weil sie persönliche Dramen erlebt haben und verkraften mussten: Nina hat früh ihre Mutter verloren und Thomas nun seine Tochter. Beide wirken wie verlorene Seelen. Obwohl beide irgendwie heimatlos sind, finden sie in Maalsund eine Art Ruhe. Nina hat hier ihre Wurzeln, Thomas versucht hier sein neues Leben zu verankern. Nina begegnet Thomas mit einer Leichtigkeit und entwaffnenden Offenheit, die ihm guttut.

Was hat Sie überzeugt, in dieser Geschichte zu spielen?

Ich war sofort Feuer und Flamme. Auch wenn hier ein Drama behandelt wird, ist es eine leise Erzählung mit vielen heiteren Momenten, in denen man tatsächlich vergisst, was Thomas Schreckliches widerfahren ist. Beim Lesen musste ich oft schmunzeln, auch wenn der Film natürlich ein trauriges Thema behandelt. Gleichzeitig aber geben so viele absurde Situationen, so viele Wendungen der Geschichte eine gewisse Leichtigkeit. Wolfgang Panzer hat eine wunderbare Balance gefunden, diese traurige Geschichte nicht als reines Drama zu erzählen. Es war meine erste Arbeit mit ihm und ich habe ihn als sehr angenehmen Regisseur empfunden. Einer, der ruhig ist, der weiß, was er will und es schafft, das auch schnell zu bekommen. Da darf ich schon sagen, dass ich die Arbeit mit ihm geliebt habe und für mich das Spiel mit dem ganzen Ensemble eine pure Freude gewesen ist.

Interview: Gitta Deutz

Stand: 05.01.2021, 14.00 Uhr