Interview mit Carmen-Maja Antoni (Rolle Rena)

Meeresleuchten

Interview mit Carmen-Maja Antoni (Rolle Rena)

„Die neue Gemeinschaft, die in der umgebauten Kneipe von Thomas entsteht, öffnet allen die Möglichkeit für ein anderes Leben, verbunden mit der Hoffnung auf eine neue Qualität des Lebens.“

Carmen-Maja Antoni
© WDR/KJ Entertainment/Lukas Salna

Was hat Sie überzeugt, diese Rolle anzunehmen, was hat Sie an dem Buch interessiert?

Nach den vielen sehr komischen Rollen, die ich davor gespielt habe, fand ich es spannend, mal wieder in das Charakterfach zu schlüpfen und eine ernsthafte Rolle zu spielen. Rena hat erheblichen Anteil an der Bewältigung des Themas, das dieser Film behandelt: den Umgang mit Verlust und Trauer und – im weitesten Sinne – mit dem Leben. Mit Wolfgang Panzer hatte ich bis dahin noch nicht gearbeitet, ich kannte aber seine Filme und habe mich wahnsinnig über seine Anfrage gefreut. Außerdem reizte mich die Besetzung. Einige Kollegen kannte ich persönlich noch nicht, mit anderen hatte ich bereits gedreht. Es ist immer wieder schön, Kollegen wiederzusehen, und interessant, sie durch ihr Spiel neu kennenzulernen.

Welche Bedeutung hat aus Ihrer Sicht das Dorf Maalsund für die einzelnen Protagonisten der Geschichte?

Ein ganz wichtiger Satz von Rena ist: „Es kommt schon wieder gut, irgendwann.“. Ich persönlich glaube, dass es in dieser Geschichte irgendwann auch gut werden kann. An diesem Ort der Trauer treffen Menschen aufeinander, die ein ähnliches Schicksal miteinander verbindet. Thomas Wintersperger hat dort seine Tochter bei einem Flugzeugabsturz verloren, Rena verlor ihre Tochter nach einer Krebserkrankung und danach auch noch ihren Mann, und ihre Enkelin Nina verlor, als sie noch sehr jung war, ihre Mutter. Sie alle gehen auf ihre eigene Weise mit dem Schmerz und Verlust um. Rena hat sich für eine merkwürdige Doppelbödigkeit oder vielmehr für einen vorgetäuschten Wahnsinn entschieden und hangelt sich mit der Floskel durchs Leben, ihrem Mann jeden Abend das Abendbrot zubereiten zu müssen. Das ist ihre Strategie, zu überleben. Nina tingelt durch die Welt und ist in gewisser Weise beziehungsunfähig und Thomas entscheidet sich an diesem Ort mit Blick auf die Absturzstelle des Flugzeuges für eine neue Existenz. Sie alle haben unterschiedliche Methoden, ihre Trauer zu verarbeiten.

Birgt aus Ihrer Sicht dieser trauerumflorte Ort Hoffnung?

Die neue Gemeinschaft, die in der umgebauten Kneipe von Thomas entsteht, öffnet allen die Möglichkeit für ein anderes Leben, verbunden mit der Hoffnung auf eine neue Qualität des Lebens. Bestimmte Tugenden wie Demut und Verzeihen werden einem erst bewusst, wenn man jemanden verloren hat. Insofern kann man diese neue Gemeinschaft sicher als etwas begreifen, das für Hoffnung und Zukunft steht.

Interview: Gitta Deutz

Stand: 05.01.2021, 14.00 Uhr