BHAGWAN – Die Deutschen und der Guru

BHAGWAN – Die Deutschen und der Guru

Ein Dokumentarfilm von Jobst Knigge
Deutschland 2020, 89 Minuten

Moritz Boerner mit Bhagwan - ca 1978
© WDR/Moritz Boerner

In den 80erJahren färbte sich das Belgische Viertel in der Kölner Innenstadt plötzlich bunt. Wie aus dem Nichts tauchten junge, in verschiedene rot-, orange- und lila Töne gekleidete Menschen auf und mieteten Wohnungen und Geschäftsräume. Alle trugen sie ein Amulett mit dem Bildnis eines indischen Mannes an einer hölzernen Perlenkette um den Hals. Sie hatten merkwürdige Namen wie Ramatherta, Surabhi oder Nandano. Und sie nannten sich “Sannyasin”.

Diese Sannyasin waren Anhänger des indischen Gurus Bhagwan Shree Rajneesh, der aus einem Ashram in Poona eine Lehre der Selbstfindung durch Meditation, Sex und Hingabe verbreitete. Das traf den Nerv der sinnsuchenden Jugend in der alten Bundesrepublik. Und bald gab es Kommunen des Gurus im ganzen Land.

Um diese Gemeinschaften herum entstand in Köln, Berlin, Hannover und München ein regelgerechtes Imperium aus Diskotheken, vegetarischen Restaurants, Therapie-, Meditations- und Yogazentren. Die Sannyasin kauften zahlreiche Häuser in den Innenstädten und ein Schloss in Bayern. Sie gründeten Geschäfte, Agenturen, Umzugsunternehmen. Die Geschichte der deutschen Anhänger Bhagwans wurde innerhalb kürzester Zeit zu einem wirtschaftlichen Triumph – endete aber kurz darauf für viele dennoch in großer Enttäuschung. Was war passiert?

Erstmals erzählen die deutschen Jünger Bhagwans selbst ihre Geschichte - und damit auch die Geschichte der größten neureligiösen Bewegung der deutschen Nachkriegszeit. Mit großer Offenheit berichten sie packend von ihrer Faszination für die Lehren des Gurus. Warum sie alles stehen und liegen ließen, um Osho, wie sie ihren Meister nannten, erst nach Indien und dann in die USA zu folgen.. Warum es sie nicht störte, das sie alles teilen und mit dem Nötigsten auskommen mussten, während Bhagwan sich mit teuren Uhren, aufwendigen Glitzer-Roben und einer Rolls-Royce-Flotte von 93 Fahrzeugen schmückte. Und was mit ihnen geschah, als das Imperium des „heiligen Mannes“ durch Machtmissbrauch, Gier und Gewalt krachend implodierte.

Stand: 28.01.2021, 14.00 Uhr