Akte D – Die Macht der Bauernlobby
Akte D – Die Macht der Bauernlobby
Ein Film von Matthias Fuchs
Großbetriebe wie dieser in Brandenburg prägen das Bild der Landwirtschaft in Ostdeutschland.
© WDR/taglicht media GmbH/André Götzmann
Der Deutsche Bauernverband ist eine der mächtigsten Lobbyorganisationen, die es in der Bundesrepublik gibt. Er habe einen ähnlich großen Einfluss auf die Politik, wie die deutsche Autoindustrie. Allerdings setzt die Bauernlobby ihre Interessen oft im Stillen durch. Wie aber ist dieser Machtfaktor entstanden? Und wie ist es ihm immer wieder gelungen, Gesetze zu beeinflussen?
Ein Grund liegt in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Lebensmittel waren knapp und Landwirte wichtig, so wie während des Nationalsozialismus. Die Bundesregierung wurde auch mit der Drohung unter Druck gesetzt, dass sich Landwirte, denen es im Dritten Reich gut ergangen war, schnell wieder radikalisieren ließen.
Das verfing: 1955 legte die Bundesregierung per Gesetz den Grundstein für das heutige Subventionssystem. Bauern wurde die Abnahme wichtiger Erzeugnisse zu festen Preisen garantiert. Diese Preisgarantie war auch der entscheidende Faktor auf dem Weg zu immer größeren Höfen.
Anders war die Situation in Ostdeutschland. Hier wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Großbauern mit mehr als 100 Hektar Land enteignet. Entschädigungen erhielten sie keine. Deshalb flohen viele in den Westen und wagten einen Neuanfang. Die, die blieben, landeten in der LPG.
Im Westen wuchs Europa zusammen. Doch der Bauernverband blockierte lange einen europäischen Getreidepreis. Der Grund: Deutsche Bauern sollten nicht so wenig verdienen wie ihre Kollegen in Italien oder Frankreich. Erst nach der Zusicherung zusätzlicher Subventionen für deutsche Landwirte, stimmte der Bauernverband doch dem einheitlichen europäischen Getreidepreis zu.
Nach dem Fall der Mauer 1989 entschied die Bundesregierung, die gut 4000 LPGs der DDR zu privatisieren. Käufer waren oft die alten LPG-Vorsitzenden. Sie wussten, wie viel das Land wert war, und nutzten mitunter juristische Tricks. Der Bauernverband nahm die landwirtschaftlichen Großgrundbesitzer, die roten Barone, wie sie im Osten genannt wurden, gerne auf. Nicht wenige machten sogar Karriere im Verband.
„Akte D“ ist eine investigative Dokumentationsreihe, die den Zuschauer auf Spurensuche in die Vergangenheit mitnimmt, verdrängte Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte neu beleuchtet und mit Mythen und Legenden aufräumt. Die erste Staffel dieses Formats wurde 2015 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.
Redaktion: Christoph Mestmacher (NDR)
Beate Schlanstein / Thomas Kamp (WDR)
Stand: 08.01.2019, 09.00 Uhr