Neuer Wettskandal im europäischen Fußball?

ARD/WDR-Doku

Neuer Wettskandal im europäischen Fußball?

Nach WDR-Recherchen gab es bei zwei Fußballspielen in europäischen Top-Ligen auffällige Wettbewegungen. Die verdächtigen Wetten wurden in Wettbüros in Süddeutschland platziert. Das berichtet das Erste in der Dokumentation: „Wettbetrug im Fußball - Milliardengeschäft für die Mafia“ von Benjamin Best, die am 2. März 2016 um 21.45 Uhr im Anschluss an den Fernsehfilm „Auf kurze Distanz“ ausgestrahlt wird.

Sportwetten

© DR/dapd/Philipp Guelland

Am 17.1.2016 fanden zwei hochrangige Spiele statt, auf die auffällig gewettet wurde. Betroffen sind die 1. belgische und die 1. holländische Liga. Beim belgischen Spiel Oostende gegen Waasland-Beveren (3:3) wurden verdächtige Tor-Wetten darauf platziert, dass mindestens drei Tore im Spiel fallen. Insgesamt fielen sechs Tore. In dem Spiel der holländischen 1. Liga Nijmegen gegen Willem II (1:0) wurden auffällige Wetten auf einen Heimsieg von Nijmegen platziert. Auch dieses Ergebnis traf ein.

Auffällige Wetten aus Deutschland

Die auffälligen Wetten wurden in mehreren Wettbüros in Süddeutschland platziert. Um die mögliche Manipulation zu verschleiern, wurden sogenannte Kombinationswetten gespielt. Dabei wurden die auffälligen Spiele mit anderen Partien auf einem Wettschein kombiniert. Insgesamt zahlte der Wettanbieter eine Summe im fünfstelligen Bereich aus. Beide Spiele wurden bereits dem Weltfußballverband FIFA mitgeteilt.

Wettbetrug weiterhin ein Problem im Fußball

Trotz der Ermittlungserfolge der Bochumer SOKO „Flankengott“ betreiben Wettpaten weltweit weiterhin ihr lukratives Geschäft. Es gelang dem Autor der Dokumentation, Benjamin Best, mit einem Wettbetrüger zu sprechen, der im langjährigen Bochumer Verfahren eine große Rolle gespielt hat. Er behauptet, im Jahr zwischen 400.000 Euro und 600.000 Euro mit manipulierten Fußballspielen zu verdienen. „Man arbeitet nur noch mit Vertrauenspersonen zusammen, und da kann keiner einem was nachweisen. Wenn man einen guten Schiedsrichter hat, und in drei Spielen pfeift er verdächtige Elfmeter – da sagt niemand etwas.“ Das momentan lukrativste Land sei Kanada, behauptet der Wettbetrüger in seinem anonymisiert ausgestrahlten Interview.

Bundesgerichtshof verhandelt Revision

Am 3.3.2016 beginnen die Verhandlungen des Bundesgerichtshofs über das Revisionsverfahren in Sachen Wettbetrug. Die Bochumer Staatsanwaltschaft hatte gegen einige Freisprüche von Angeklagten Revision eingelegt. Der SOKO „Flankengott“ war es noch Anfang Januar gelungen, einen mutmaßlichen niederländischen Wettbetrüger am Flughafen Frankfurt festzunehmen, der im Verfahren stark belastet worden war.

Stand: 02.03.2016, 18.00 Uhr