Neue Hinweise auf Korruption bei WM-Vergabe an Russland und Katar / WDR-Kamerateam in Katar fünf Tage festgesetzt
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Neue Hinweise auf Korruption bei WM-Vergabe an Russland und Katar / WDR-Kamerateam in Katar fünf Tage festgesetzt
Die ARD-Dokumentation „Der verkaufte Fußball – Sepp Blatter und die Macht der FIFA“ (heute im Ersten, 22.45 Uhr) liefert neue Hinweise, dass bei der WM-Vergabe an Russland 2018 und Katar 2022 Korruption im Spiel war.
Die Baustelle des Khalifa International Stadium
© imago/Eibner Europa
Ein Mitglied des Exekutivkomitees des Fußball-Weltverbandes FIFA, das an der Wahl beteiligt war, räumt gegenüber der ARD geschäftliche Deals im zeitlichen Umfeld der Vergabe mit führenden Wirtschaftsunternehmen in Katar und Russland ein. Der Vorsitzende der Technischen Evaluierungskommission der FIFA hatte zuvor Katar und Russland die schlechtesten Bewertungen für ihre Konzepte gegeben. Trotzdem setzten sich Russland und Katar unter anderem gegen die hochkarätigen Mitbewerber aus England, Belgien und den Niederlanden sowie USA und Australien durch.
Außerdem liefert die Dokumentation Belege für die Veruntreuung von FIFA-Entwicklungsgeldern durch einen afrikanischen Verbandspräsidenten, der bei der Wahl des FIFA-Präsidenten am 29. Mai stimmberechtigt sein wird. Bankdokumente belegen den Eingang der entsprechenden Zahlungen und die Barabhebungen der Summe von dem Konto. Auf Anfrage dazu erklärte die FIFA, dass nur ihre Ermittlungskammer darüber reden könne. Die Ermittlungskammer wiederum teilte mit, sie könne zu diesem Fall aufgrund von Regularien, die die FIFA bestimme, nichts sagen.
Während der Dreharbeiten für die Dokumentation wurde ein Kamerateam des Westdeutschen Rundfunks in Katar festgenommen. Der Sender hatte in den vergangenen Jahren vielfach über die Vorbereitungen der FIFA-Weltmeisterschaft 2022 und die Lebensbedingungen der Arbeiter in dem Land berichtet. Vergeblich hatte das Team wochenlang versucht, eine Drehgenehmigung zu erhalten und hochrangige Regierungsvertreter um Interviews über die angekündigten Arbeitsrechtsreformen und die Lebensumstände der Gastarbeiter gebeten.
Das WDR-Team wurde während eines Drehs mit Arbeitern in der katarischen Hauptstadt Doha festgehalten, anschließend vom Staatsschutz verhört, der Staatsanwaltschaft vorgeführt und erst nach 14 Stunden in der Nacht wieder freigelassen. Die WDR-Mitarbeiter durften Katar fünf Tage lang nicht verlassen, bis der katarische Außenminister die Ausreise erlaubte. Die Kamera-Ausrüstung, Notebooks und persönliche Handys wurden beschlagnahmt und – entgegen anderer Zusagen auch an die deutsche Botschaft in Katar – erst mit vierwöchiger Verspätung zurückgegeben. Alle Daten wurden gelöscht und Teile der Ausrüstung beschädigt.
Die Dokumentation „Der verkaufte Fußball – Sepp Blatter und die Macht der FIFA“ ist am Montag, den 4. Mai 2015, ab 18.00 Uhr in der Mediathek Das Erste zu sehen. Das WDR Fernsehen sendet die sie am Montag, den 11. Mai 2015 von 22.00 bis 22.45 Uhr.
Redaktion: Ulrike Schweitzer, Ulrich Loke (WDR), Thomas Schneider (SWR)
Stand: 04.05.2015, 11.35 Uhr