Todesflug MH 17 – Warum mussten 298 Menschen sterben?

Die Story im Ersten

Todesflug MH 17 – Warum mussten 298 Menschen sterben?

Ein Film von Michael Wech, Demian von Osten, Ralph Hötte

Bitte beachten Sie: Für die Berichterstattung über Inhalte des Films gilt folgende Sperrfrist: Radio, TV, Internet: Montag, 5.00 Uhr, Print: Montagsausgaben.

Todesflug MH 17

Dreharbeiten an der Stelle, wo möglicherweise die Rakete abgeschossen wurde, die das Flugzeug zerstörte.
© WDR

Um 12.00 Uhr des 17. Juli 2014 warten die Passagiere von Flug MH17 in der Abflughalle des Amsterdamer Flughafens. Laurens und seine Freundin Karleijn fliegen das erste Mal zusammen in den Urlaub. „Sie haben sich so darauf gefreut“, erzählt Laurens‘ Vater Wim. „Kurz vor dem Abflug haben sie uns noch ein Foto geschickt. Sie lachen darauf, so breit – breiter geht es nicht.“

Die Crew von MH 17 ist bereits an Bord. Kapitän Wan Amran Bin Wan Hussein hat den elften Geburtstag seines Sohnes Yunus verpasst. Er hat ihm versprochen nachzufeiern, sobald er zurück in Malaysia ist. Rund viereinhalb Stunden später wird die Maschine der Malaysia Airlines über der Ostukraine abgeschossen. Alle 298 Menschen an Bord kommen dabei ums Leben. Noch immer ist niemand für die Katastrophe zur Rechenschaft gezogen worden.

Antworten auf bislang ungeklärte Fragen

In einer groß angelegten investigativen Recherche haben sich Reporter von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung auf Spurensuche begeben und neue Ergebnisse zutage gefördert. Sie sprachen mit Augenzeugen an der Absturzstelle, internationalen Ermittlern, Militärexperten, Politikern und Geheimdienstvertretern. Und trafen die Hinterbliebenen der Opfer. In ihrer umfassenden TV-Dokumentation geben sie Antworten auf bislang ungeklärte Fragen.


Wurde die Passagiermaschine von einem ukrainischen Kampfjet abgeschossen, wie Moskau glauben lässt? Oder haben die pro-russischen Separatisten eine Boden-Luft-Rakete gezündet? Und woher stammt dann diese Rakete? Es tobt ein Propagandakrieg in Zeiten, in denen der Kalte Krieg zurückgekehrt ist: Mitgeschnittene Telefonate, Satellitenbilder und Fotos beflügeln die eine oder andere Version. Der niederländische Chefermittler Westerbeke wirkt davon unbeeindruckt: "Wir brauchen Beweise" sagt er. Doch die Ermittlungen sind von Beginn an überschattet von Pannen, Behinderungen und Lügen. Haben Regierungen und Geheimdienste eigene Wahrheiten, die sie befördern? Wie kann das sein, und welche Interessen stecken dahinter?

Aufklärung ungewiss?

„Ich befürchte, dass die vollständige Aufklärung des Falles unter die Räder des neuen Ost-West-Konfliktes gerät.“ Elmar Giemulla, Professor für Luftrecht an der Technischen Universität Berlin, vertritt die Angehörigen der deutschen Opfer. Die Wahrheit, so glaubt er, könne für die Regierungen ein Hindernis bei Verhandlungen mit Russland oder der Ukraine sein. Die Aufklärung könne den eigenen politischen Zielen im Wege stehen.

Warum war der Luftraum nicht gesperrt?

Neben der Frage, wer geschossen hat, wollen die Reporter auch wissen: Warum hat die Ukraine nicht den Luftraum für Passierflugzeuge gesperrt? Sie verdient an den Überflugrechten einen zweistelligen Millionenbetrag pro Monat. Anwalt Giemulla hat die Ukraine vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verklagt. Denn die Gefahr war bekannt – nicht nur den ukrainischen Behörden: Tage zuvor hatte der ukrainische Außenminister u.a. den deutschen Botschafter darüber informiert, dass eine Antonov-Transportmaschine in großer Höhe abgeschossen worden war. Die Angehörigen der Opfer haben ein Recht auf lückenlose Aufklärung. Und auf Entschädigung? Malaysia Airlines hatte für Kapitän Wan Amran Bin Wan Hussein eine Lebensversicherung abgeschlossen – der Abschuss eines Flugzeugs ist davon nicht gedeckt. Seine Frau hat ihren Mann und den Vater ihrer Kinder verloren. Und kann jetzt kaum noch ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Unerträglich die Vorstellung, nie zu erfahren, was geschah

Auch für Laurens‘ Vater ist der Schmerz über den Verlust seines Sohnes kaum zu fassen. Unerträglich jedoch die Vorstellung, nie zu erfahren, was wirklich geschah: „Ich habe Angst, dass wir am Ende mit einer perfekt konstruierten Geschichte abgespeist werden von der wir dann annehmen müssen, dass es so gelaufen ist. Ohne dass wir überprüfen können, ob diese Geschichte, die wir aufgetischt bekommen, der Wahrheit entspricht.“

Redaktion: Petra Nagel (WDR), Monika Wagener (WDR), Britta von der Heide, (NDR), Klaus Scherer (NDR)

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Stand: 23.04.2015, 11.00 Uhr