Die Story im Ersten: Countdown zu einem Tabubruch - „Mein Kampf“ erscheint

Das Erste

Die Story im Ersten: Countdown zu einem Tabubruch - „Mein Kampf“ erscheint

Ein Film von Klaus Martens

Wie reagieren Kunden, wenn Hitlers "Mein Kampf" frei zum Kauf angeboten wird?

Wie reagieren Kunden, wenn Hitlers "Mein Kampf" frei zum Kauf angeboten wird?
© WDR

Zum Ende des Jahres wird nicht mehr zu verhindern sein, was über 70 Jahre gelungen schien: Adolf Hitlers „Mein Kampf“ aus den Bücherregalen zu verbannen. Ab dem 1. Januar 2016 wird die Hetzschrift wieder freiverkäuflich in den deutschen Buchläden ausliegen. War „Mein Kampf“ überhaupt verboten?
Es sind lediglich die Urheberrechte, die den Abdruck von Texten aus „Mein Kampf“ verhindern. Urheberrechte, die noch dem bayerischen Finanzministerium gehören und zum 1. Januar 2016 auslaufen.

2012 beschließt der bayerische Landtag, eine wissenschaftlich kommentierte Fassung herauszugeben. Über Jahre hat die Politik das Auslaufen der Urheberrechte ignoriert. Jetzt beauftragt Markus Söder, der bayerische Finanzminister, das Institut für Zeitgeschichte mit der Arbeit. 500.000,-- Euro ist es ihm wert, dass möglichst noch vor Ende der Ablauffrist eine kommentierte Fassung auf den Markt kommt, auch um anderen Verlagen den Markt abzugraben.

Doch plötzlich und für alle Beteiligten völlig unverständlich zieht Ministerpräsident Horst Seehofer den Auftrag zurück und warnt das Institut, weiter an dem Buch zu arbeiten. Aber genau das tun die Historiker; sie setzen ihre Arbeit fort.

Countdown zu einem Tabubruch recherchiert die Gründe für Seehofers Rückzieher, reportiert den Wettlauf des ehemals staatlich finanzierten „Mein-Kampf“-Projekts mit rechtsradikalen Verlagen um den Buchmarkt und dokumentiert die Spuren der Kampfschrift bis in die Wohnzimmerregale der Gegenwart und die Hirne der Menschen. Der Film spürt auf, dass längst auch in Deutschland mit „Mein Kampf“ Geld verdient wird.

Autor: Klaus Martens
Redaktion: Sonia Seymour Mikich, Udo Grätz

Stand: 16.03.2015, 15.44 Uhr