Putins Volk - Wohin wollen die Russen?

Das Erste

Putins Volk - Wohin wollen die Russen?

Ein Film von Ulrich Adrian, Golineh Atai, Olaf Bock, Anja Bröker, Stephan Stuchlik, Florian von Stetten, Birgit Virnich

Putins Volk - Wohin wollen die Russen?

© WDR

Der Ölpreis fällt, der Rubel verliert an Wert und die russische Wirtschaft gerät immer weiter in Schwierigkeiten. Während Russlands Außenpolitik den Westen verärgert und ratlos macht. Die politische Stimmung im Riesenreich gegenüber Europa und Amerika wird aggressiver und patriotischer. Das Land befindet sich im Wandel. Vielleicht eine der größten Zeitenwenden in diesem Jahrhundert. Die ARD Dokumentation „Putins Volk“ fragt daher: Wie verändert sich Russland? Der Film besucht Russen in den unterschiedlichsten Landesteilen. Wie werden die Sanktionen dort wahrgenommen? Wie sehen die Menschen ihren Präsidenten und was erwarten sie für die Zukunft?

Irina Volodchenko ist ein Star der jungen Politelite. Die Informatikerin und Geschäftsfrau sitzt in der Jugendorganisation „Junge Garde“ und leitet den Club Souveränes Russland in der Duma. Sie will die Eigenständigkeit ihrer Heimat schützen, ist damit eine von vielen engagierten jungen Russen, die in ihrem Land große Karriereaussichten haben. 1600 km weiter im Osten lebt Ural Schachnasarow aus Starikowo. Er ist Landwirt, ein Putinbewunderer, sagt aber auch, er würde sich mehr Unterstützung aus Moskau wünschen - mehr Geld für neue Geräte in der Landwirtschaft. Er glaubt, Investitionen könnten auch die Abwanderung vom Land in die Stadt aufhalten. Gefragt danach, wie er die Sanktionen und die Politik in Moskau wahrnimmt, sagt er: „Mich interessiert mehr, ob aus meinem Wasserhahn Wasser kommt, als das was in Moskau passiert“. So wie er denken viele, weit ab vom politischen Zentrum Moskau. Russland ist ein Riesenreich. Vom Ural bis nach Wladiwostok sind es fast 7900 km. Auch hier kümmert die Menschen wenig, was in Moskau geschieht. Als wir nach Sanktionen fragen, müssen einige überlegen, ob es die wirklich gibt. „Hier findet unsere neue Außenpoltik statt“, sagt Schlepperkapitän Viktor Schtanenkow. Alle schauen nach Asien. China und Korea sind unsere Wirtschaftspartner und es boomt in Wladiwostok. Große Fabriken, moderne Hochhäuser und eine neue Oper. „Wenn Europa uns nichts mehr liefert, kaufen wir halt chinesische Waren, die sind eh billiger, sagen Viktor und seine Frau. Und Putin? „Der ist der Richtige für Russland“, sagt Viktor und baut für den Präsidenten mit eigenem Geld eine Kapelle. In der Kapelle von Sergejev Possad, 6300 km weiter im Westen liegt ein religiöses Zentrum Russlands. Für die Russen ist ihre russisch-orthodoxe Kirche eine kulturelle Basis und wegweisend für die Politik Putins ist sie auch.

Die Priester stützen die Moskauer Kritik an Europa. Im Zentrum steht für sie der Werteverfall in der westlichen Welt, den sie von ihrem Reich fern halten wollen. Hier schließt sich der Kreis zur jungen Politikgeneration in Moskau, die ein starkes Russland fordert. Einen eigenen Weg, sagt Irina Volodchenko in Moskau. „Das Wichtigste ist unsere Souveränität“.

Für die ARD Dokumentation „Putins Volk“ haben Russlandkorrespondenten und ehemalige Korrespondenten das Land bereist. Sie treffen Menschen verschiedener Herkunft, mit unterschiedlichen Berufen und Karrieren, mit ihrer eigenen Sicht auf ihr Land. Was eint sie, was entzweit sie, was erwarten sie? Eindrückliche Bilder und Geschichten zeigen dabei ein Land, das wie viele andere einem wirtschaftlichen und machtpolitischen Wandel unterworfen ist.

Redaktion: Barbara Schmitz und Nicole Ripperda

Stand: 19.01.2015, 11.48 Uhr