Hausmädchen zum Mitnehmen - Bei deutschen Familien in Singapur

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Hausmädchen zum Mitnehmen - Bei deutschen Familien in Singapur

Ein Film von Rebecca Gudisch und Gönke Harms

Hausmädchen

Bei Agenturen in Shopping Centern warten junge Frauen darauf, dass ein Arbeitgeber sie engagiert.
© WDR

Sie heißen „Live-in Maids“ und werden in Singapur bei Agenturen als Hausmädchen wie Billigware angeboten. Frauen aus Indonesien oder den Philippinen sitzen dort und warten, dass Kunden sie mitnehmen. Ihr Preis: 300-500 Euro im Monat. „Es ist wie Ware Mensch,“ sagt die Deutsche Claudia, die mit ihrem Mann und den zwei Kindern seit mehreren Jahren in Singapur lebt. Auch sie hat ihr Hausmädchen Delaila bei einer Agentur gefunden.

Statussymbol Live-in maid

Eine Live-in Maid gehört neben der Appartementanlage mit Pool zum Standard eines sogenannten Expatriot - eines Deutschen, der im Ausland lebt. Deutsche Arbeitsstandards gehören nicht unbedingt dazu. Die Haus- und Kindermädchen stehen ihren Arbeitgebern 24 Stunden täglich zur Verfügung. Die Live-in Maid lebt im Haus, kauft ein, kocht, putzt, kümmert sich um die Kinder und bewirtet die Gäste. Die meisten Mädchen wohnen in Zimmern neben der Küche, die kaum größer als Abstellkammern sind. „Für deutsche Verhältnisse ist es einfach unglaublich, dass da überhaupt jemand wohnen kann“, so Claudia. Häufig haben Deutsche ein schlechtes Gewissen, aber da fast alle Expatriots Live-in Maids beschäftigen, werden die Skrupel beiseite geschoben. Ohne Hausmädchen würde man sich vom sozialen Leben in Singapur ausgrenzen, so Claudia. Erst seit kurzem gibt es ein Gesetz, das neu eingestellten Hausmädchen einen freien Tag pro Woche zugesteht.

Misshandelt und missbraucht

Anna-Sophie ist Rechtsanwältin aus Münster und lebt mit ihrer Familie ebenfalls in Singapur. Zu ihrem Hausmädchen hat sie ein gutes Verhältnis. Claudia und Anna-Sophie kennen aber auch andere Fälle. „Wir haben hier schon Expats erlebt, die die Hausmädchen nicht richtig behandelt haben… auch geschlagen, gekniffen oder so, schon auch tätliche Übergriffe“, so Anna-Sophie. Manche Mädchen werden gar missbraucht oder schwer misshandelt – vor allem in asiatischen Haushalten, erzählt Bridget Tan von der Organisation Home. Sie kümmert sich um Frauen, die vor ihren Arbeitgebern geflohen sind. Das Schlimmste sei, dass die Mädchen noch immer von den normalen Arbeitsschutzgesetzen in Singapur ausgeschlossen seien.

200.000 Hausmädchen in Singapur

Schätzungsweise 200.000 Hausmädchen leben in Singapur. Mit rund 300 Euro verdienen sie so viel wie ein Arzt oder Rechtsanwalt in ihren Heimatländern. Aus wirtschaftlicher Not heraus lassen viele Live-in Maids ihre Familien in ihren Heimatländern zurück - oft jahrelang - um ihnen durch das verdiente Geld ein besseres Leben bieten zu können. Häufig haben Deutsche deshalb ein schlechtes Gewissen, aber da fast alle Expatriots Live-in Maids beschäftigen, werden die Skrupel beiseite geschoben. Ohne Hausmädchen würde man sich vom sozialen Leben in Singapur ausgrenzen, so Claudia.

Stand: 10.03.2014, 11.00 Uhr