Kosovo Highway - Wie eine EU-Mission Korruption ignorierte

Dok 5 - Das Feature

Kosovo Highway - Wie eine EU-Mission Korruption ignorierte

von Zoran Solomun

Seit 2008 ist die EU Rechtsstaatlichkeitsmission, EULEX, im Kosovo tätig. Ihr Auftrag: Bekämpfung von Terrorismus, organisierter Kriminalität und Korruption. Ein dubioser Autobahnbau zeigt: Die Mission ist fehlgeschlagen.

Bruecken der A1 und der SH5 (im Vordergrund) nahe Kukes

© Reinhard Köster/picture alliance

Das Kosovo ist neben Moldova das ärmste Land Europas. Im November 2013 eröffnete der Premierminister und ehemalige UCK Kämpfer Hashim Thaci eine neue, 77 km lange Autobahn von der Hauptstadt Pristina zur albanischen Grenze. Zeitersparnis: 20 Minuten, Kosten: 966 Millionen Euro, weit über die Hälfte des Staatshaushalts des Kosovo für das Jahr 2012. Obwohl die Kosovarische Opposition und einige EU Institutionen gegen den Autobahnbau stimmten, setzte sich die Regierung durch. Gestützt wurde sie von den USA in Person des damaligen Botschafters Christopher Dell. Den Auftrag für den Bau erhielt das amerikanisch-türkische Konsortium Bechtel-Enka. Entlang der Autobahn reihen sich außergewöhnlich viele, kaum genutzte Hotels und Tankstellen. Der Verdacht von Geldwäsche und Korruption drängt sich auf, konnte aber nicht bewiesen werden. Zweifel sind angebracht, denn auch der Europäische Gerichtshof attestierte dem Kosovo bereits 2012: "Das Ausmaß von organisierter Kriminalität und Korruption im Kosovo bleibt hoch." Ist die Rechtsstaatlichkeitsmission im Kosovo gescheitert?

Ausstrahlung am 11. Februar 2018, Wiederholung am 12. Februar 2018
Von Zoran Solomun
Redaktion: Thomas Nachtigall
Produktion: WDR 2018

Stand: 31.01.2018, 09.00 Uhr