Der Fall, der keiner war: Wie ein polnischer Arbeiter beinahe Recht bekommen hätte

Dok 5 - Das Feature

Der Fall, der keiner war: Wie ein polnischer Arbeiter beinahe Recht bekommen hätte

von Frank Shouldice

Ein polnischer Arbeiter verklagt ein internationales Arbeitsvermittlungsunternehmen, für das er tätig war. Das Urteil könnte das Arbeitsrecht in der gesamten EU verändern. Das einzige Problem: Der Arbeiter weiß nichts von seiner Klage.

Richter am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg

© Picture-Alliance / Geert Vanden Wijngaert

Angenommen, Sie gehen gerichtlich gegen ihren Arbeitgeber vor. Schon in der ersten Instanz werden Fragen berührt, die eine Auslegung europäischen Rechts erfordern – der Fall wird dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg vorgelegt. Da die Entscheidung des Gerichtshofs in allen Mitgliedstaaten Präzedenzwirkung hätte, geben gleich acht EU-Länder, darunter Irland, Stellungnahmen ab. Schließlich würde das Urteil in den kommenden Jahren Millionen Arbeitnehmer in ganz Europa betreffen. Es geht um ausstehende Sozialversicherungsbeiträge, die dem polnischen Arbeiter Bogdan Chain nun fehlen. Und um die irische Leiharbeitsfirma Atlanco Rimec, die die unterschiedlichen Beitragssätze in der EU geschickt ausnutzt. Der Mann, dessen Name beinahe europäische Rechtsgeschichte geschrieben hätte, weiß bis heute nicht, wie ihm geschah.

Von: Frank Shouldice
Redaktion: Leslie Rosin
Produktion: WDR/RTE Ireland 2017

Stand: 10.04.2017, 10.00 Uhr