Kunst im Verhör
WDR 5 Hörspiel am Sonntag
Kunst im Verhör
von Milena Kipfmüller und Jens Dietrich
Er hat sich den Mund zugenäht. Sich mit den Hoden auf den roten Platz genagelt. Die Tür der russischen Geheimdienstzentrale angezündet. Dafür forderte er selbst eine Anklage wegen Terrorismus. All das ist Teil von Pjotr Pawlenskis Kunst.
© imago/Eastnews
Der russische Künstler Pawlenski ist mit verstörenden Aktionen in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Und eben die Wellen, die diese Aktionen schlagen - die Verhaftungen, die Prozesse und natürlich die mediale Berichterstattung - versteht er als Bestandteil seiner radikalen Kunst. Sein eigener Körper, sein Leben, die russische Wirklichkeit und die mediale Aufmerksamkeit sind für ihn das Material, mit dem er arbeitet. "Ich bringe nur in einer extremen visuellen Form das, was in der Gesellschaft existiert. Eigentlich ist die Wirklichkeit in der Sache noch extremer."
Das Hörspiel dokumentiert und inszeniert die verbalen Erscheinungen von Pawlenskis Aktionen: Polizeiberichte und Reaktionen der Öffentlichkeit, Zeugenaussagen und programmatische Erklärungen, sowie eine Reihe von Verhören, die Pawlenski heimlich mitgeschnitten hat. Es entfaltet sich ein absurdes Theater, in dem die Mittel der Kunst gegen die Instrumente des Machtapparats eingesetzt werden.
Mit Marek Harloff, Niklas Kohrt, u.a.
Stand: 16.03.2017, 10.00 Uhr