Verschwindende Orte - oder: Was uns retten kann

WDR 3 Hörspiel

Verschwindende Orte - oder: Was uns retten kann

Im Rheinischen Braunkohlerevier fressen sich riesige Bagger durch die Landschaft. 21 Dörfer mit 1500 Jahren Geschichte fallen in ein 200 Meter tiefes Loch. Und was wissen wir darüber?

Verpixeltes Foto vom Dorfkern in Jüchen.

© picture alliance/Hans Blossey

Der Kampf um den Hambacher Forst ist medial präsent, die Aktivistinnen und Aktivisten teils laut und radikal. Aber Garzweiler II? Die Umsiedlungen und Enteignungen? Menschen, die 400 Jahre Familiengeschichte zurücklassen müssen? Eva-Maria Baumeister hat Fieldrecordings aus den Dörfern Keyenberg und Kuckum gesammelt, Interviews mit Umgesiedelten geführt und Aufnahmen im Tagebau gemacht. Ihr Hörspiel zeigt die verschiedenen Stufen eines jahrzehntelangen Protests und die schleichenden Auflösungserscheinungen im öffentlichen Leben. Und es fragt danach, wie lange persönliche Opfer für gesellschaftliche Großprojekte eigentlich legitimiert sind: Der Kohleausstieg ist per Gesetz beschlossen, müssen die Dörfer wirklich noch weichen? Man könnte fast meinen, die Menschen vor Ort waren uns allen schon immer egal, Hauptsache der Strom fließt. Braucht es immer erst die totale Krise, damit die bisher Ungehörten eine Stimme bekommen?

"Das ist der letzte Akt. Wenn einem die Erde unter den Füßen weggebaggert wird. Wenn noch etwas da ist, wo man hingehen kann, wo Erde ist, wo man rumlaufen kann, auch wenn sonst nichts mehr steht, ist das ein ganz anderes Gefühl, als wenn da wirklich ein Loch ist." (Sabine Rosen, Umsiedlerin aus Borschemich-neu)

Gefördert von der Film- und Medienstiftung NRW

Besetzung: Fiona Metscher

Von Eva-Maria Baumeister
Technische Realisation: Henning Schmitz, Werner Jäger & Jeanette Wirtz-Fabian
Musik: Oxana Omelchuk und Constantin Herzog
Regie: Eva-Maria Baumeister
Dramaturgie: Gerrit Booms
Produktion: WDR 2020/53'

Stand: 13.11.2020, 09.00 Uhr