Projekt Cybersyn - Chiles kybernetischer Traum von Gerechtigkeit
WDR 3 Kulturfeature
Projekt Cybersyn - Chiles kybernetischer Traum von Gerechtigkeit
von Jakob Schmidt und Jannis Funk
Beflügelt vom Aufbruch im sozialistischen Chile der Allende-Zeit entwickelt eine Gruppe von Ingenieuren ein Computernetzwerk, mit dem die Wirtschaft des gesamten Landes gesteuert werden soll. Ein Experiment, das wie Science-Fiction anmutet.

Projekt Cybersyn, Opsroom
© Gui Bonsiepe
Teil 1
1970 wird Salvador Allende zum Präsidenten von Chile gewählt. Er schlägt einen gewaltfreien Weg zum Sozialismus ein, verstaatlicht binnen kurzer Zeit große Teile der Wirtschaft.
Doch das Management hunderter Fabriken überfordert die Verwaltung komplett. Der zentralistische Ansatz, wie ihn die Staaten des Ostblocks verfolgen, ist zum Scheitern verurteilt. Allende sucht fieberhaft nach neuen Ansätzen – und gibt schließlich ein Experiment in Auftrag: das Projekt Cybersyn.

Anzeigen im Opsroom
© Gui Bonsiepe
Teil 2
Der exzentrische britische Kybernetiker Stafford Beer sieht die Wirtschaft wie einen menschlichen Körper, ein System, das sich selbst regulieren kann, dezentral und in Echtzeit. Sein Team und er verkabeln Firmen im 4000 Kilometer langen Land, sammeln Daten im einzigen verfügbaren Großrechner, schreiben eine Software, die Engpässe erkennen soll - bevor sie überhaupt entstehen. Die ersten Resultate: vielversprechend.
Doch das Team kämpft gegen die Zeit: Unternehmer horten Lebensmittel, Spediteure streiken, Sanktionen der Amerikaner ruinieren den Export. Die Inflation erreicht Rekordhöhen, und die Rechten im Land planen schon den Putsch, der schließlich zur Pinochet-Diktatur führt.
Ausstrahlung am 11.04.2020, Wiederholung am 12.04.2020
Von Jakob Schmidt und Jannis Funk
Redaktion: Leslie Rosin
Produktion: DLF/WDR 2020
Stand: 09.04.2020, 18.30 Uhr