Die Nation aus dem Liederschrank - Wie die Letten ihre Republik besingen
WDR 3 Kulturfeature
Die Nation aus dem Liederschrank - Wie die Letten ihre Republik besingen
von Jutta Jacobi
Alle fünf Jahre versammeln sich in Riga Zehntausende von Menschen unter freiem Himmel zum größten Sängerfest der Welt. In diesem Jahr fiel es mit dem 100. Geburtstag der lettischen Republik zusammen, gegründet am 18. November 1918 – als letzter der drei baltischen Staaten.
© dpa / Inga Kundzina
Die Letten verstehen sich als "singendes Volk". Ihr größter Schatz ist ein Schrank mit 268815 Liedtexten. Ihr Nationalheld ist kein Feldherr und kein Politiker, sondern ein Liedersammler. Mit ihren Liedern haben sie erst die Deutschen aus dem Land gesungen, dann die Sowjets. Singen ist Bürgerpflicht in Lettland. Aber nicht alle Bewohner des Landes singen dieselben Lieder. Nach 44 Jahren sowjetischer Besatzung ist eine große russische Minderheit im Land geblieben. Die bewahrt ihre eigenen Traditionen, ihre eigene Sprache, ihre eigene Version der Geschichte. Aber es gibt Grenzgänger. Zum Sängerfest hat Jutta Jacobi eine junge Eurorussin begleitet. Sie singt mit den Letten und pflegt ihre russische Seele.
Von Jutta Jacobi
Redaktion: Thomas Nachtigall
Produktion: WDR 2018
Stand: 09.11.2018, 09.00 Uhr