Jens Stoltenberg im ARD-Interview: „Stärker zusammen als getrennt“ - NATO mahnt Europa und USA zur Geschlossenheit

Jens Stoltenberg im ARD-Interview: „Stärker zusammen als getrennt“ - NATO mahnt Europa und USA zur Geschlossenheit

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg
© ddp images/Emmanuele Contini

Kurz vor Beginn des NATO-Gipfels hat Generalsekretär Jens Stoltenberg die Europäer und Amerikaner zur Einigkeit aufgerufen: „Die transatlantische Freundschaft kann nur erhalten bleiben, wenn es den politischen Willen auf beiden Seiten des Atlantiks gibt, die Zusammenarbeit aufrecht zu erhalten.“ Das erklärte Stoltenberg im Interview mit dem ARD-Studio Brüssel.
Das Gipfel-Treffen am kommenden Mittwoch in Brüssel wird von heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Europäern und US-Präsident Trump begleitet: „Präsident Trump ist eine andere Art von Politiker, er pflegt eine sehr direkte Sprache. Auch gibt es ernste Meinungsverschiedenheiten beim Iran-Atom-Abkommen, bei der Klimapolitik und beim Handel. Aber Trump hat viele Male öffentlich und in Gesprächen mit mir klargestellt, dass er zur NATO steht“, sagte Stoltenberg wörtlich. Im Interview mit dem ARD-Studio Brüssel zeigte er sich zuversichtlich, dass die transatlantische Freundschaft die Spannungen überstehen würde. Auf die Frage, ob auch das Bündnis als solches überleben würde, antwortete der NATO-Generalsekretär: „Absolut. Wir sind stärker zusammen als getrennt.“
Gleichzeitig begrüßte Stoltenberg, dass US-Präsident Trump kurz nach dem NATO-Gipfel auch den russischen Präsidenten Putin treffen will: „Dialog ist kein Zeichen der Schwäche, sondern der Stärke. Es ist gut, dass US-Präsident Trump Putin nach dem Gipfel trifft. Damit kann er die Botschaften und den NATO-Ansatz gegenüber Russland mit den anderen 28 Alliierten diskutieren, bevor er mit Präsident Putin zusammenkommt.“
Der NATO Generalsekretär zeigte im ARD-Hörfunk-Interview auch Verständnis für die Forderung Trumps, dass Deutschland mehr Geld für die Verteidigung ausgeben müsse. Der US-Präsident hatte dem Nachdruck verliehen, indem er Briefe an eine Reihe von Alliierten schickte, unter anderem an die Bundesregierung: „Es ist nicht unnormal, dass sich die politischen Anführer der NATO gegenseitig Briefe schreiben. Ich selber habe auch schon Briefe geschrieben.“ Das Thema Lastenteilung sei wichtig, so Stoltenberg: „Die gute Nachricht ist, dass mehr und mehr Alliierte 2% ihrer Wirtschaftsleistung für die Verteidigung ausgeben. 2014 waren es nur drei, für 2018 haben acht Alliierte dies zugesagt.“ Auch Deutschland habe sein Verteidigungs-Budget erhöht, stellte Stoltenberg fest. Er erwarte aber, dass die Bundesregierung noch mehr tue.
(Auszüge aus dem Interview u.a. bei WDR 5 und NDR Info am Montag, 9. Juli 2018).

Stand: 08.07.2018, 23.00 Uhr