Westagenten für die Stasi

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Westagenten für die Stasi

von Ein Film von Carsten Günther

Im Lippenstift versteckte Fotokameras, tote Briefkästen, geheime Treffen an verborgenen Orten, gefälschte Namen und geheuchelte Liebesschwüre – die Geschichten von West-Agenten der Stasi stehen den großen Spionagethrillern in nichts nach. Wer aber waren diese Spione? Was ihre Motive? Wie wurden sie angeworben? Und welche brisanten Informationen haben sie tatsächlich verraten? Ein wenig bekanntes Kapitel der deutsch-deutschen Geschichte, das bis heute viele Fragen aufwirft.

Jürgen-Bernd Runge

Moderatorin Emell Gök Che
© WDR

Als 1989 in Berlin die Mauer fiel, waren Schätzungen zufolge noch 3.000 Westdeutsche für die Staatssicherheit der DDR (Hauptabteilung Aufklärung) als Agenten tätig. Unauffällig spähten sie im Auftrag Ost-Berlins die Bundesrepublik und Westberlin aus, hatten die Schaltstellen von Politik, Militär und Industrie im Blick. Sie fotografierten geheime Dokumente ab und belauschten vertrauliche Gespräche. Von ihrer Agententätigkeit wussten meist nicht einmal die engsten Freunde und Angehörigen. Diese waren die eigentlichen Leidtragenden des doppelten Lebens; sie fielen erst bei der Verhaftung aus allen Wolken.

Von besonderer Bedeutung für die Auftraggeber in Ost-Berlin war Nordrhein-Westfalen – zum einen wegen der Bundeshauptstadt Bonn, zum anderen wegen der industriellen Ballungsräume an Rhein und Ruhr. In allen großen Unternehmen, so ist zu vermuten, gab es einen Spitzel, der auf Nachfrage Material beschaffte, Unterlagen fotografierte oder Berichte schrieb. Welche Informationen im Einzelnen an die Stasi weitergegeben wurden und welchen konkreten Wert sie hatten, lässt sich nur schwer nachvollziehen. Der größte Teil der Unterlagen der Hauptabteilung Aufklärung ist vernichtet worden – nur ein geringer Teil der Fälle konnte rekonstruiert werden.

„Westagenten für die Stasi“ zeichnet die Wege zweier ehemaliger DDR-Agenten nach: Der Politologe Jürgen-Bernd Runge, der knapp zehn Jahre lang für die Stasi die Bonner FDP ausspionierte, bereut heute seine Vergangenheit. In vielen Gesprächen bemüht er sich, das Vertrauen früherer Weggefährten wiederherzustellen. Ganz anders der Journalist Peter Wolter, der in mehreren Nachrichtenagenturen und beim Kölner Verfassungsschutz spionierte: Der überzeugte Kommunist ist auch heute noch der Meinung, in den Zeiten des Kalten Krieges dem Frieden in Europa gedient zu haben.

Redaktion: Beate Schlanstein

Stand: 18.03.2016, 17.00 Uhr