Fußball ist unser Tod – Über die Verantwortung der FIFA für die WM 2022 in Katar

ARD radiofeature im Juni

Fußball ist unser Tod – Über die Verantwortung der FIFA für die WM 2022 in Katar

Korruptionsvorwürfe, katastrophale Arbeitsbedingungen und Todesfälle auf Stadionbaustellen sowie nun auch noch ein Wirtschaftsboykott durch mehrere arabische Staaten wegen Terrorismusvorwürfen. Die schon seit der Verkündung umstrittene Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 an Katar ist für die FIFA zum Dauerproblem geworden. Wegen der Menschenrechtsverletzungen im Ausrichterland haben internationale Gewerkschaften gegen den Weltfußballverband Klage eingereicht. Kürzlich nahm auch DFB-Präsident Reinhard Grindel die FIFA und das Emirat in die Pflicht. Von einem möglichen Boykott wollte er aber nicht sprechen. Immerhin: Der Weltfußballverband und Katar reagieren – wenn auch langsam.

Bauarbeiter

© WDR/dpa/Andreas Gebert

Leidtragende sind vor allem ausländische Arbeiter, die in einem sklavereiähnlichen Ausbeutungssystem gefangen sind. Angeheuert für WM-Stadion- und Infrastrukturprojekte, leiden die Bauarbeiter unter illegalen Rekrutierungsgebühren, ausbleibenden Lohnzahlungen, unhygienischen Unterkünften und fehlenden Beschwerdemöglichkeiten. ARD-Autor Tom Mustroph hat sich vor Ort in Katar auf den WM-Baustellen umgesehen und mit Arbeitern, Verantwortlichen sowie FIFA-Kritikern gesprochen. Sein neues ARD radiofeature „Fußball ist unser Tod – Über die Verantwortung der FIFA für die WM 2022 in Katar” ist ab Mittwoch, 21. Juni 2017, in sieben Wort- und Kulturwellen der ARD und im Internet unter www.radiofeature.ard.de zu hören.

Nach Jahren der Kritik und umfangreicher Medienberichterstattung haben die FIFA und der WM-Gastgeber mit einzelnen Änderungen und Verbesserungen reagiert. Der Weltfußballverband hat einen Menschenrechtsrat eingerichtet, der neue Vergabekriterien für die WM 2026 erarbeiten soll. Wichtigster Aspekt soll der Schutz der Menschenrechte in den Bewerberländern sein, sagt Rachel Davis als Chefin des Menschenrechtsrats. Allerdings: „Es geht nicht darum, die gesamte Menschenrechts-Performance eines Landes zu beurteilen. Ziel ist, die Risiken in Verbindung mit der WM zu erkennen, die dann gemanagt werden müssen."

Die ersten Ergebnisse der Arbeit des Menschenrechtsrats werden sich im Sommer zeigen, wenn die Bieterdokumente für die WM 2026 vorgestellt werden. Die USA, Mexiko und Kanada sind derzeit die einzigen Bewerber für die Mammut-Weltmeisterschaft mit 48 Mannschaften.

Die gemeinsame Bewerbung mehrerer Länder zeigt ein weiteres Problem. Immer weniger demokratische Staaten wollen sich die kostspieligen Großveranstaltungen wie Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele leisten. Staaten wie Katar und Russland füllen diese Lücke. Mit all den politischen Problemen, die dann folgen. Sportökonom Wolfgang Maennig prophezeit: „Wenn wir eines Tages zu den gegebenen Bedingungen, sprich den Kosten, die damit verbunden sind, keine Bewerber mehr finden, dann ist dies das Ende der Spiele."

Tom Mustroph, geboren 1967, ist in Berlin und Palermo als freier Autor und freier Dramaturg im Theater, der Kunstszene und dem Sport tätig. Seit 2004 reist er regelmäßig nach Katar, um über die Themen Radsport, Sportsicherheit, Arbeitsmigration und Sportgroßevents zu berichten. Zusammen mit Agnese Franceschini erhielt er kürzlich den CIVIS-Medienpreis für das WDR-Feature "Bis zum letzten Atemzug" über die Ultra- und Hooliganszene in Deutschland und Italien.

Sendetermine:
SWR 2 - Mittwoch, 21. Juni 2017, 22:03 Uhr
Antenne Saar - Samstag, 24. Juni 2017, 17:04 Uhr
SR 2 - Samstag, 24. Juni 2017, 17:04 Uhr
BR 2 - Samstag, 24. Juni 2017, 13:05 Uhr
WDR 5 - Sonntag, 25. Juni 2017, 11:05 Uhr
Nordwestradio (RB) - Sonntag, 25. Juni 2017, 16:05 Uhr
NDR Info - Sonntag, 25. Juni 2017, 11:05 Uhr
hr2-kultur - Sonntag, 25. Juni 2017, 18:05 Uhr

Redaktion: Leslie Rosin (WDR)

Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks für das ARD radiofeature 2017

Stand: 16.06.2017, 15.00 Uhr