Investitionen zum Schutz vor Klimawandel-Folgen zu niedrig

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Investitionen zum Schutz vor Klimawandel-Folgen zu niedrig

© WDR/Imago/Christoph Hardt

Deutschland tut zu wenig, um die Folgen des Klimawandels zu bewältigen. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Umfrage des WDR. Demnach wurden auf Bundes- und Länderebene zum Beispiel für Deichbau, Abwassermanagement, Waldumbau, Begrünung der Städte und andere Maßnahmen zur Klimaanpassung in den vergangenen fünf Jahren rund drei Milliarden Euro aufgewendet. Diese Zahl ergibt sich aus den Antworten auf eine Umfrage des WDR bei allen Umweltministerien in Bund und Ländern. Durchschnittlich sind das etwa 600 Millionen Euro pro Jahr. Das Umweltbundesamt (UBA) schätzte hingegen bereits 2012 den Bedarf auf rund fünf Milliarden Euro pro Jahr und damit deutlich höher ein.

Petra Mahrenholz, Leiterin des „Kompetenzzentrums Klimafolgen und Anpassung“ beim Umweltbundesamt (UBA), sieht daher bei der Anpassung an den Klimawandel eine „Finanzierungslücke“. „Wenn Deutschland genug tun würde, dann gäbe es weder Schäden im Hochwasserschutz, noch hätten wir Hitzetote zu beklagen“, erklärte Mahrenholz im WDR.

NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) bestätigt auf Anfrage des WDR einen Nachholbedarf. Mit Verweis auf die Berechnungen des Umweltbundesamtes erklärte sie, dass Bund und Länder „wesentlich mehr investieren“ müssten. „Wir werden Klimaanpassungsmaßnahmen deutlich verstärken müssen“, so die Ministerin, „denn in diesem Jahr haben wir gesehen, dass wir tatsächlich im Klimawandel stecken.“

Das Bundesumweltministerium sieht hingegen in den Ergebnissen der WDR-Umfrage keine Hinweise für Versäumnisse. „Deutschland ist auf den Klimawandel gut vorbereitet“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme aus Berlin. Der Erfolg von Klimaanpassungsmaßnahmen lasse sich „nicht ausschließlich an den Ausgaben bemessen.“

Der Deutsche Städtetag hingegen fordert von Bund und Ländern eine stärkere Unterstützung insbesondere der Kommunen. Hier seien die Folgen des Klimawandels sehr konkret zu spüren. Viele Maßnahmen zur Klimaanpassung werden auf lokaler Ebene angestoßen. Zwar gebe es für die Kommunen Hilfen aus dem Programm der „Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ (DAS). Doch dieses Programm sei „deutlich unterdotiert“, so Detlef Raphael vom Deutschen Städtetag gegenüber dem WDR.

Defizite förderte die WDR-Umfrage auch beim Informationsfluss beim Thema Klimaanpassung zutage. So konnten weder der Bund, noch die meisten Länder einen vollständigen Überblick über sämtliche Maßnahmen und Investitionen in ihrem Bereich geben. Eine zentrale Planung oder auch nur Erfassung aller Aktivitäten im Bereich Klimaanpassung findet in Deutschland nicht statt. „Das Problem besteht darin, dass nicht systemisch gedacht wird, und nicht fachübergreifend entschieden und auch nicht fachübergreifend finanziert wird“, kritisiert Petra Mahrenholz vom Umweltbundesamt diesen Zustand.

Stand: 11.12.2018, 06.00 Uhr