Idylle

Idylle

von Josef Maria Schäfers

Herbst 1977. Zeit des Kalten Krieges und der RAF. Josef Maria Schäfers ist neun Jahre alt, als die Geschichte der BRD mit den Geschichten seines Dorfes kollidiert. Es gibt viel Gerede, bevor geschwiegen wird – bis heute.

Graffiti der Köpfe der Baader Meinhof Bande: Ensslin, Baader, Meinhof, Raspe

Köpfe der Baader Meinhof Bande: Ensslin, Baader, Meinhof, Raspe
© Graffiti der Köpfe der Baader Meinhof Bande: Ensslin, Baader, Meinhof, Raspe

Vielleicht sollten die alten Dorfgeschichten ruhen. Das tun sie aber nicht, sie gehen dem Autor nicht aus dem Kopf. "Solange Deine Mutter hier wohnt, würde ich nicht in der alten Wunde bohren", rät ihm sein Freund aus dem Sauerland. Tatsächlich scheint in diesem Dorf, wenn es um die Ereignisse in jenem Herbst geht, ein kollektiver Gedächtnisschwund stattgefunden zu haben. Also gilt es, den eigenen Erinnerungen zu folgen. Denen an diesen Spätsommer im Sauerland. Die Gerüchte der Erwachsenen über den Bürgermeister des Dorfes mischen sich in den Gedanken des Jungen mit den Berichten über die Ereignisse im Deutschen Herbst. Den Begriff "Rufmord" erklärt er sich als etwas, das mit maskierten Terroristen zu tun hat, die schreiend auf der Motorhaube eines Mercedes stehen und mit Maschinengewehren Menschen erschießen. Erinnerung ist Fiktion, und Schäfers lädt uns ein in das Konstrukt von Vergangenheit eines Kindes, das mit all dem nichts zu tun haben will.

Von Josef Maria Schäfers
Technische Realisation: Alexander Brennecke und Eugenie Kleesattel
Regie: Giuseppe Maio und Stella Luncke
Redaktion: Christina Hänsel
Produktion: DLF Kultur/WDR 2019

Ausstrahlung: 8. Juni 2019 in WDR 3, 9. Juni 2019 in WDR 5

Stand: 31.05.2019, 09.00 Uhr